Freitag, 15. Mai 2020

Im Moment haben wir häufig Anfragen wegen Vorerkrankungen von Kindern oder Angehörigen.

- Welche Kinder haben ein höheres Corona-Risiko?

Kinder verkraften das Coronavirus offenbar besser als Erwachsene. Doch es gibt auch Kinder in der Risikogruppe, die schwerer erkranken.

Es gibt Kinder, die etwa einen angeborenen Herzfehler, eine Immunschwäche, Asthma oder Diabetes haben. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) ist es "anzunehmen, dass ähnlich wie im Erwachsenenalter, Vorerkrankungen das Risiko für einen schwereren Krankheitsverlauf erhöhen können". Umfassende Daten fehlten aber noch. Ärzteorganisationen wie die Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Kardiologie betonen, dass die für Erwachsenen bekannten Risikofaktoren nicht einfach auf Kinder übertragbar sind. Es macht zum Beispiel einen Unterschied, ob ein Herzfehler schon operiert oder wie stark die Lunge beeinträchtigt ist.

Laut RKI machen Kinder nach bisheriger Kenntnis etwa ein bis zwei Prozent der am Coronavirus Erkrankten in Deutschland aus. Bei den meisten verläuft die Krankheit milde. Mediziner vermuten aber, dass zahlreiche Fälle noch nicht erfasst oder erkannt worden sind. Stärker betroffen sind laut RKI und der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektologie offenbar u.a. jüngere Kinder, "insbesondere Kinder unter einem Jahr" - auch gesunde. Bei einer Covid-19-Infektion müssten sie häufiger als andere Altersgruppen ins Krankenhaus, manche gar auf die Intensivstation. Viele von ihnen haben Vorerkrankungen.

Wie finde ich raus, ob mein Kind zur Risikogruppe gehört?

Aus der bisherigen Erfahrung mit dem Virus leiten Ärzte eine Tendenz ab. Wenn Eltern ein erhötes Risiko bei ihrem Kind vermuten, ist die erste Anlaufstelle der Kinderarzt und dann der Facharzt, etwa der Kinderkardiologe. Zudem gibt es Empfehlungen von Ärztegesellschaften0

Herz-Kreislauf-Erkrankung

Asthma

Diabetes

Trisomie 21
Menschen mit Trisomie 21, dem Down-Syndrom, haben eine angeborene Immunschwäche, die unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Aufgrund bisheriger Erkenntnisse "gibt es laut Down-Syndrom-Infocenter zwar keine belastbaren Fakten, dass Kinder mit Down Syndrom bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 besonders gefährdet sind". Es gilt jedoch häufige Nebenerkrankungen (z.B. Herzfehler) zu beachten.

Was tun, wenn mein Kind zur Risikogruppe gehört? 

Für Kinder der Risikogruppe gelten prinzipiell die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie für erwachsene Risikopatienten. Einige Ärzte raten - unter Wahrung aller Hygiene- und Abstandsregeln- jedoch im Einzelfall auch zur vorsichtigen Abwägung: wie weit etwa für ein Kind monatelange Isolation zuträglich oder für die Familie zu leisten ist. Unter anderem mit Blick auf Lockerungen oder Schulbesuch rät das RKI:

Im Zweifel sollte der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin eine Einschätzung bzw. Bewertung des individuellen Risikos für einen schweren Krankheitsverlauf vornehmen, und es sollte dann nach individuellen Lösungen gesucht werden.
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Können Kinder aus der Risikogruppe in die Schule?

Aktuell gilt für Risikokinder in allen Bundesländern, dass sie im Homeschooling unterrichtet werden. Das Hessische Kultusministerium etwa betont, Schüler, die bei einer Infektion einen schweren Krankheitsverlauf riskieren, "sind vom Schulbetrieb weiter befreit. Gleiches gilt für Schülerinnen und Schüler, die mit Angehörigen einer Risikogruppe in einem Hausstand leben" - also auch für Geschwister dieser Kinder. Für die Befreiuung vom Präsenzunterricht muss ein Attest vom Arzt vorgelegt werden.

Viele der Kinder aus der Risikogruppe sind inklusiv beschult worden. Grundsätzlich könnten diese Kinder, wie zum Beispiel in Hessen, laut Erlass weiter inklusiv beschult werden. Ministerien erarbeiten noch weitere Vorgaben. Denn bisher gelten auch dafür die Abstands- und Hygieneregeln und da viele Kinder zum Beispiel eine Teilhabeassistenz an ihrer Seite benötigen, ist Inklusion derzeit kaum umsetzbar. Viele Eltern befürchten, dass ihre Kinder nun noch stärker abgehängt werden.